SELFPUBLISHING ODER VERLAG?

SELFPUBLISHING ODER VERLAG?

Als Ghostwriter darf ich diesen Moment sehr oft erleben: Es ist so weit – ein Manuskript ist bereit, veröffentlicht zu werden. Viele Ideen und noch mehr Arbeit sind eingeflossen, es wurde überarbeitet und zurecht gestutzt und nun soll es seinen Weg zu den Lesern finden. Früher gab es dazu nur eine Möglichkeit: die Veröffentlichung über einen Verlag. Verlage trafen eine Auswahl aus den Manuskripten, die an sie eingesendet wurden. Sie erhielten die Verwertungsrechte an einem Buch, übernahmen Lektorat, Layout, Cover und Vermarktung.

Selbstveröffentlichen leicht gemacht

Heute gibt es neben der Verlagsveröffentlichung auch den Weg des Selfpublishings – zu Deutsch „Selbstveröffentlichen“. Der Autor nimmt die Veröffentlichung selbst in die Hand. Er organisiert ein Lektorat, lässt ein Cover erstellen und veröffentlicht das Buch dann über einen Dienstleister wie etwa tredition oder epubli. Über diesen Dienstleister erhält man eine ISBN, das Buch ist anschließend überall im Buchhandel, auch online, erhältlich. Gedruckt wird das Buch über „print on demand“ – es wird erst gedruckt, wenn es jemand bestellt. Das funktioniert sehr gut, meistens müssen Leser nur rund drei Tage darauf warten.

Früher gab es gegen das Selbstveröffentlichen eine Menge Vorbehalte – es galt als qualitativ weniger hochwertig und unprofessionell. Inzwischen hat sich da aber viel getan – erfolgreiche Selfpublishing-Werke können häufig mit jeder Verlagsveröffentlichung mithalten. Dazu ist es erforderlich, dass der Autor seine Aufgabe auch ernst nimmt: ein professionelles Lektorat und ein hochwertiges Cover sind ein Muss. Hier sollte man auf keinen Fall sparen – aus Respekt vor dem Leser.

Die Vorteile des Selfpublishings

Für den Autor hat das Selfpublishing viele Vorteile: Er verdient mehr an den Büchern, kann das Marketing, zum Beispiel Leserunden über lovelybooks selbst steuern. Es gibt die Möglichkeit, mit dem Ebook bei Amazon Kindle Unlimited mitzumachen und so pro gelesener Seite bezahlt zu werden. Weiter kann er, je nach Veröffentlichungsmodell, das Buch selbst über seine Website promoten oder das Ebook zum Download anbieten. Er behält die Rechte an den Texten – und kann es auf Knopfdruck veröffentlichen, sobald es fertig ist – und jederzeit eine neue Version hochladen. Immer mehr Autoren schätzen diese Freiheit – und können dank des Selfpublishings inzwischen von ihren Büchern leben. Vor allem Experten im Bereich Sachbuch/Ratgeber setzen vermehrt auf das Selfpublishing, aber auch in vielen anderen Genres wie Fantasy und Science Fiction oder Liebesromanen, Krimis und Thriller.

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Veröffentlichung über einen Verlag

Trotzdem gilt die Veröffentlichung über einen Verlag bei vielen bis heute als eine Art Adelung von Autor und Manuskript. Der Verlag garantiert eine professionelle Veröffentlichung und ein entsprechendes Marketing und Leser vertrauen bei einer Verlagsveröffentlichung auf eine bestimmte Qualität. Ein Verlag kann ein Buch in den Buchhandlungen unterbringen, präsentiert es auf Messen, verteilt Rezensionsexemplare an etablierte Medien und sorgt für Sichtbarkeit, etwa auf Messen. Mit dem Verlagsvertrag kann der Autor die Hände in den Schoß legen, der Verlag kümmert sich um alles. Dafür verdient der Autor auch nur rund 7 – 11 % pro Buch und muss teilweise lange auf die Veröffentlichung warten, da Verlage ihre Programme bis zu zwei Jahre im Voraus planen. Verlage kennen ihr Publikum, ihre Lektoren sind Experten in Sachen Literatur und können das Qualitätslevel eines Manuskripts noch einmal erheblich erhöhen. Etablierte Medien und Buchhandlungen reagieren entsprechend auf die Veröffentlichung. Für Romane und Biografien, politische Sachbücher und Fachbücher sind Verlage deshalb nach wie vor die beste Möglichkeit, zu veröffentlichen.

Wie veröffentliche ich mein Manuskript?

Diese Frage höre ich als Ghostwriter oft. Klar, wer für ein Manuskript bezahlt hat oder Hilfe beim Schreiben in Anspruch genommen hat, der möchte das gedruckte Werk auch bald in den Händen halten. Ich empfehle, ein professionelles Exposé zu schreiben und eine Leseprobe auszuwählen und sich damit direkt an Verlage und Agenturen zu wenden. Eine Literaturagentur erhöht die Chance einer Veröffentlichung über einen Verlag sehr, deshalb ist es ratsam, sich dort vorzustellen. Außerdem treffen diese eine Vorauswahl der Verlage und schauen, in welches Verlagsprogramm das Manuskript passen könnte. Dann heißt es warten, bis das Feedback vom Verlag kommt. Ob ein Buch bei einem Verlag veröffentlicht wird, hängt von vielen Faktoren ab, doch ein professionell geschriebenes Manuskript mit einem spannenden Thema wird (fast) immer einen Verlag finden, der es veröffentlicht, auch wenn es vielleicht ein kleiner Nischenverlag ist und es eine Weile dauert. J.K. Rowlings „Harry Potter“ wurde schließlich auch von fast zwei dutzend Verlagen abgelehnt.

Wer keine Lust hat, darauf zu warten – der kann es mit dem Selfpublishing versuchen. Übrigens gibt es inzwischen Agenturen, Autor*innen in dem manchmal verwirrenden Angebot rund um das Selfpublishing begleiten und für eine professionelle Veröffentlichung sorgen, zum Beispiel Sanvema.

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